13.8.2023
Die Fähigkeiten der KI zur schnellen Datenanalyse und Entscheidungsfindung verändern die Branchen in Europa. Insbesondere kognitive Aufgaben in Sektoren wie der Automobilindustrie und dem Finanzwesen. Zwar stellen emotionale Wertbeiträge für KI nach wie vor eine Herausforderung dar, doch Unternehmen müssen sich proaktiv mit ihren Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit und Belegschaft auseinandersetzen.
Andreas Klug
Guest Author & AI Expert
Wussten Sie eigentlich, dass Unternehmen in Europa besonders betroffen sind, wenn es um die KI Transformation geht? Die Erklärung dafür ist einfach: KI kann unglaublich große Mengen von Eindrücken – damit sind alle Arten von Daten gemeint – innerhalb kürzester Zeit in Bezug auf komplexe Fragestellungen analysieren und bewerten. Ich nenne diese Eindrücke „Kognitive Wertbeiträge“. Sie werden – über kurz oder lang – von Maschinen erbracht. Und das ist für die Industrienationen in Europas Mitte und Norden ein relevantes Thema.
Garry Kasparow rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. Es war der 11. Mai 1997 und in der Partie gegen den IBM-Supercomputer Deep Blue stand es nicht gut um ihn. Und Kasparow gab schon nach einer Stunde entnervt auf. Die Maschine, sagte Kasparow später, habe zeitweise "wie ein Gott gespielt". Das berühmte „Tauwetter“ der KI begann. Gut 25 Jahre ist das her.
Nach Kasparow´s Niederlage dachten viele: Schon bald werden Computer uns Menschen in allen Belangen überlegen sein. Der Grund für die Überlegenheit ist einfach: KI kann unglaublich große Mengen von beobachteten Eindrücken (damit meine ich jede Form von Daten) rasend schnell analysieren und bewerten.
Klar: Es existieren viele andere bedeutsame Entwicklungen, die unseren Digitalen Wandel entscheidend prägen und vorantreiben. Das Metaverse, das Internet der Dinge (Internet-of-things oder IoT) oder die Blockchain. Aber: Die Künstliche Intelligenz (KI) wird von den Menschen in Deutschland als die wichtigste digitale Zukunftstechnologie gesehen. 41 Prozent der Bundesbürger gehen davon aus, dass sich KI künftig durchsetzen wird
(Quelle: Yougov, 2023). Und der Hype um ChatGPT zeigt offensichtlich: die Menschen haben ihre Vorbehalte abgebaut – auch wenn viele Berufsbilder in Zukunft wegfallen werden. Auch das ist ein Teil der Wahrheit.
Daher ist KI insbesondere für Unternehmen in westlichen Industrieländern relevant. Erst durch den Einsatz von KI werden aus den Daten verwertbare Informationen. Erst KI macht Sinn aus Daten, kann Wahrscheinlichkeiten schätzen, Risiken minimieren, Entscheidungen auf Basis von „Datenbildern“ treffen.
Die Ökonomen Carl Frey und Michael Osborne stellten 2013 bereits fest, dass in den USA 47 Prozent der Arbeitsplätze von der Digitalisierung bedroht seien. Heute wissen wir: Es ist zu einfach, den drohenden Wegfall klassischer Berufsbilder alleine auf Bahnfahrer, Antragsbearbeiter oder Service-Mitarbeitende zu beschränken. Denn künftig werden auch Richter, Chirurgen und Wissenschaftler auf KI-assistierte Systeme unterstützend zugreifen. Auch wenn wir die akademischen Berufsgruppen noch vor ein paar Jahren für »kaum ersetzbar« gehalten haben: In diesen Jobs werden ebenfalls erhebliche Teile des kognitiven Wertbeitrags künftig von Maschinen erbracht.
Für das Management in Unternehmen stellt sich also nicht allein die Frage: „Welche Berufsfelder werden durch KI wegfallen?“ Sondern auch: „Welche Teilaufgaben wird KI in bestimmten Berufsbildern übernehmen? Motto: Das Eisen wird vielleicht von der Maschine geschmiedet, aber der Mensch prüft vielleicht per Sicht noch die Qualität der Legierung.
In meinem Buch „Trendradar KI“ haben wir uns genauer mit der Art der Wertbeiträge der Mitarbeitenden in einem Unternehmen beschäftigt, die von KI ersetzt werden. Dabei stellten sich schnell zwei Gruppen heraus:
Quelle: https://trendradar-ki.de/
Bei diesen Wertbeiträgen setzen Mitarbeitende in erster Linie ihre emotionalen, sozialen und kreativen Fähigkeiten ein. Beispiele sind Mitarbeiterführung, Ideengenerierung, Empathie: Alles was wir gemeinhin als »gesunden Menschenverstand« bezeichnen. Nämlich unserer Fähigkeit, anderen Menschen mit Wertschätzung zu begegnen, emphatisch und kreativ zu sein, schwierige Situationen einzuschätzen und komplexe Handlungsoptionen abzuwägen.
Branchen, in denen der Anteil des emotionalen Wertbeitrags im Vordergrund steht, sind z.B.: Kunst und Musik, Unterhaltung, Gastronomie, Touristik, Sport, Mode, Handel.
Bei diesen Wertbeiträgen setzen Mitarbeitende primär ihre kognitiven Fähigkeiten ein. Beispiele sind die Vorgangserfassung im Kundenservice, die Recherche nach kontextuellen Informationen und deren Interpretation, die Auswertung nach hochkomplexen Kriterien, das Auslösen von Abläufen. Hier spielt KI ihre Überlegenheit aus. Denn sie kann sprichwörtlich die »Nadel im Heuhaufen« finden, Rückschlüsse ziehen und Korrelationen erkennen – in Tausenden von Datensätzen, sekundenschnell.
Branchen, in denen Tätigkeiten mit kognitiven Wertbeiträgen im Vordergrund stehen, sind z.B.:
Und exakt diese Branchen sind die 5 bedeutendsten Industrien in Deutschland: Fast 1,2 Billionen EUR Umsatz (2019) erwirtschaften deutsche Unternehmen. Mehr als 30 Prozent der Gesamtwirtschaftsleistung in Deutschland. Das bringt mich zu der Einschätzung:
Vor allen Dingen westliche Industrienationen sind betroffen, wenn es um kognitive Wertbeiträge geht, die potenziell durch Maschinen erbracht werden können.
Dazu kommen die ebenso bedeutsamen Dienstleistungsbereiche. Auch Sie weisen einen hohen kognitiven Anteil an Aufgaben und Tätigkeiten aus:
Diese Bereiche sind besonders betroffen, wenn es um die Technisierung des »Alltagskönnens« ihrer Mitarbeitenden geht.
Ganz besonders bei Bürotätigkeiten leitet KI damit tatsächlich eine neue Evolutionsstufe ein. Ob wir in der Buchhaltung, vor Gericht und in Behörden, im Contact Center oder als Rechtsanwalt und Arzt arbeiten: Die Übernahme von kognitiven Aufgaben durch maschinelle Assistenzsysteme hat erhebliche Auswirkungen auf unsere Art zu arbeiten.
Dadurch wird KI zu einem sehr relevanten Thema für alle Unternehmen. Denn nahezu alle kognitiven Wertbeiträge sind im Prinzip durch KI ersetzbar. Vor diesem Hintergrund verwundert es, dass sich nur so wenige Unternehmen um KI kümmern. Denn laut Digitalverband Bitkom setzen sich 6 von 10 Unternehmen nicht mit den möglichen Auswirkungen des KI-Einsatzes in Ihrer Organisation und Branche auseinander.
Ist der emotionale Wertbeitrag also in Ihrem Arbeitsumfeld völlig unwichtig, dann sind Sie und Ihr Umfeld stark betroffen. Ist er wichtig, dann haben sie noch etwas Zeit. Aus heutiger Sicht ist es jedenfalls so, dass der emotionale Wertbeitrag des Menschen nicht durch intelligente Maschinen ersetzt werden kann. Und selbst wenn er eines Tages ersetzt werden könnte, heißt das nicht, dass es auch passieren wird.
Damit hat Kasparow sicher nicht gerechnet.
Wussten Sie eigentlich, dass Unternehmen in Europa besonders betroffen sind, wenn es um die KI Transformation geht? Die Erklärung dafür ist einfach: KI kann unglaublich große Mengen von Eindrücken – damit sind alle Arten von Daten gemeint – innerhalb kürzester Zeit in Bezug auf komplexe Fragestellungen analysieren und bewerten. Ich nenne diese Eindrücke „Kognitive Wertbeiträge“. Sie werden – über kurz oder lang – von Maschinen erbracht. Und das ist für die Industrienationen in Europas Mitte und Norden ein relevantes Thema.
Garry Kasparow rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. Es war der 11. Mai 1997 und in der Partie gegen den IBM-Supercomputer Deep Blue stand es nicht gut um ihn. Und Kasparow gab schon nach einer Stunde entnervt auf. Die Maschine, sagte Kasparow später, habe zeitweise "wie ein Gott gespielt". Das berühmte „Tauwetter“ der KI begann. Gut 25 Jahre ist das her.
Nach Kasparow´s Niederlage dachten viele: Schon bald werden Computer uns Menschen in allen Belangen überlegen sein. Der Grund für die Überlegenheit ist einfach: KI kann unglaublich große Mengen von beobachteten Eindrücken (damit meine ich jede Form von Daten) rasend schnell analysieren und bewerten.
Klar: Es existieren viele andere bedeutsame Entwicklungen, die unseren Digitalen Wandel entscheidend prägen und vorantreiben. Das Metaverse, das Internet der Dinge (Internet-of-things oder IoT) oder die Blockchain. Aber: Die Künstliche Intelligenz (KI) wird von den Menschen in Deutschland als die wichtigste digitale Zukunftstechnologie gesehen. 41 Prozent der Bundesbürger gehen davon aus, dass sich KI künftig durchsetzen wird
(Quelle: Yougov, 2023). Und der Hype um ChatGPT zeigt offensichtlich: die Menschen haben ihre Vorbehalte abgebaut – auch wenn viele Berufsbilder in Zukunft wegfallen werden. Auch das ist ein Teil der Wahrheit.
Daher ist KI insbesondere für Unternehmen in westlichen Industrieländern relevant. Erst durch den Einsatz von KI werden aus den Daten verwertbare Informationen. Erst KI macht Sinn aus Daten, kann Wahrscheinlichkeiten schätzen, Risiken minimieren, Entscheidungen auf Basis von „Datenbildern“ treffen.
Die Ökonomen Carl Frey und Michael Osborne stellten 2013 bereits fest, dass in den USA 47 Prozent der Arbeitsplätze von der Digitalisierung bedroht seien. Heute wissen wir: Es ist zu einfach, den drohenden Wegfall klassischer Berufsbilder alleine auf Bahnfahrer, Antragsbearbeiter oder Service-Mitarbeitende zu beschränken. Denn künftig werden auch Richter, Chirurgen und Wissenschaftler auf KI-assistierte Systeme unterstützend zugreifen. Auch wenn wir die akademischen Berufsgruppen noch vor ein paar Jahren für »kaum ersetzbar« gehalten haben: In diesen Jobs werden ebenfalls erhebliche Teile des kognitiven Wertbeitrags künftig von Maschinen erbracht.
Für das Management in Unternehmen stellt sich also nicht allein die Frage: „Welche Berufsfelder werden durch KI wegfallen?“ Sondern auch: „Welche Teilaufgaben wird KI in bestimmten Berufsbildern übernehmen? Motto: Das Eisen wird vielleicht von der Maschine geschmiedet, aber der Mensch prüft vielleicht per Sicht noch die Qualität der Legierung.
In meinem Buch „Trendradar KI“ haben wir uns genauer mit der Art der Wertbeiträge der Mitarbeitenden in einem Unternehmen beschäftigt, die von KI ersetzt werden. Dabei stellten sich schnell zwei Gruppen heraus:
Quelle: https://trendradar-ki.de/
Bei diesen Wertbeiträgen setzen Mitarbeitende in erster Linie ihre emotionalen, sozialen und kreativen Fähigkeiten ein. Beispiele sind Mitarbeiterführung, Ideengenerierung, Empathie: Alles was wir gemeinhin als »gesunden Menschenverstand« bezeichnen. Nämlich unserer Fähigkeit, anderen Menschen mit Wertschätzung zu begegnen, emphatisch und kreativ zu sein, schwierige Situationen einzuschätzen und komplexe Handlungsoptionen abzuwägen.
Branchen, in denen der Anteil des emotionalen Wertbeitrags im Vordergrund steht, sind z.B.: Kunst und Musik, Unterhaltung, Gastronomie, Touristik, Sport, Mode, Handel.
Bei diesen Wertbeiträgen setzen Mitarbeitende primär ihre kognitiven Fähigkeiten ein. Beispiele sind die Vorgangserfassung im Kundenservice, die Recherche nach kontextuellen Informationen und deren Interpretation, die Auswertung nach hochkomplexen Kriterien, das Auslösen von Abläufen. Hier spielt KI ihre Überlegenheit aus. Denn sie kann sprichwörtlich die »Nadel im Heuhaufen« finden, Rückschlüsse ziehen und Korrelationen erkennen – in Tausenden von Datensätzen, sekundenschnell.
Branchen, in denen Tätigkeiten mit kognitiven Wertbeiträgen im Vordergrund stehen, sind z.B.:
Und exakt diese Branchen sind die 5 bedeutendsten Industrien in Deutschland: Fast 1,2 Billionen EUR Umsatz (2019) erwirtschaften deutsche Unternehmen. Mehr als 30 Prozent der Gesamtwirtschaftsleistung in Deutschland. Das bringt mich zu der Einschätzung:
Vor allen Dingen westliche Industrienationen sind betroffen, wenn es um kognitive Wertbeiträge geht, die potenziell durch Maschinen erbracht werden können.
Dazu kommen die ebenso bedeutsamen Dienstleistungsbereiche. Auch Sie weisen einen hohen kognitiven Anteil an Aufgaben und Tätigkeiten aus:
Diese Bereiche sind besonders betroffen, wenn es um die Technisierung des »Alltagskönnens« ihrer Mitarbeitenden geht.
Ganz besonders bei Bürotätigkeiten leitet KI damit tatsächlich eine neue Evolutionsstufe ein. Ob wir in der Buchhaltung, vor Gericht und in Behörden, im Contact Center oder als Rechtsanwalt und Arzt arbeiten: Die Übernahme von kognitiven Aufgaben durch maschinelle Assistenzsysteme hat erhebliche Auswirkungen auf unsere Art zu arbeiten.
Dadurch wird KI zu einem sehr relevanten Thema für alle Unternehmen. Denn nahezu alle kognitiven Wertbeiträge sind im Prinzip durch KI ersetzbar. Vor diesem Hintergrund verwundert es, dass sich nur so wenige Unternehmen um KI kümmern. Denn laut Digitalverband Bitkom setzen sich 6 von 10 Unternehmen nicht mit den möglichen Auswirkungen des KI-Einsatzes in Ihrer Organisation und Branche auseinander.
Ist der emotionale Wertbeitrag also in Ihrem Arbeitsumfeld völlig unwichtig, dann sind Sie und Ihr Umfeld stark betroffen. Ist er wichtig, dann haben sie noch etwas Zeit. Aus heutiger Sicht ist es jedenfalls so, dass der emotionale Wertbeitrag des Menschen nicht durch intelligente Maschinen ersetzt werden kann. Und selbst wenn er eines Tages ersetzt werden könnte, heißt das nicht, dass es auch passieren wird.
Damit hat Kasparow sicher nicht gerechnet.
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